Krauss-Maffei
Ein unfreiwilliger Bus aus der Eisenbahnfabrik
Ich weiß, dass die Überschrift ein wenig weit hergeholt ist. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich die Herren Krauss und Maffei als ehemals selbstständige Lokomotivbauer auch im Kraftfahrzeugsektor versuchten und nach dem Zusammenschluss zur Krauss & Maffei AG für das Militär auch Halbkettenfahrzeuge herstellten. Nach dem 2. Weltkrieg war eigentlich keine Fahrzeugproduktion mehr geplant, doch die amerikanische Besatzungsmacht suchte dringend geeignete Produktionsstätten zur Fertigung von Bussen für den Nahverkehr. Krauss-Maffei erschien nicht nur geeignet, sondern war es auch, wie wir heute wissen.
Sehr frühzeitig, man würde heute sagen mit Deckung des grundlegenden Bedarfs, kündigte Krauss-Maffei die Einstellung der eigenen Produktion für das Ende der 1950er Jahre an. So konnten sich alle öffentlich-rechtlichen und privaten Busunternehmen anders orientieren. Ende 1965 gab Krauss-Maffei auch die Produktion von Aufbauten auf. Das Wissen von Krauss-Maffei ist bis heute nicht verloren gegangen, teils von MAN im Busbereich weiterverwendet, lagert ein Großteil im Bayrischen Wirtschaftsarchiv.
Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges hatte die Strassenbahn-Herne-Castrop-Rauxel den Strassenbahnbetrieb wiederhergestellt. Erst im Jahr 1949 wurde testweise eine Linie im Busbetrieb eingerichtet.
KMO 131
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 131 (1949) | Leihfahrzeug unbekannter Herkunft |
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 131 (1951) | Lieferung von 2 Neufahrzeugen (Wagennummer 151 und 152) |
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 131 (1954) | Lieferung eines Neufahrzeuges (Wagennummer 157) |
Zwar ist heute nicht mehr viel zur Herkunft bzw. zum Eigentümer des Leihfahrzeuges bekannt, dafür allerdings viel mehr zum Fahrzeug selbst. Der 10m lange Bus bot 64 Personen Platz und brachte 120 Pferdestärken auf die Strasse (Anmerkung: offiziellen Angaben zufolge hatte der Deutz-Motor nur 110 PS). Das Fahrgestell war von Krauss-Maffei, der Aufbau sprich die Karrosse wurde von Karl Kässbohrer gefertigt. Der Bus wurde angemietet, um ab dem 16.06.1949 die erste Buslinie zu betreiben (Lesen Sie hierzu unter "Chronik" mehr).
Die Buszüge
Jetzt widmen wir uns einem Fahrzeug, welches es in dieser Form in Deutschland in den Nachkriegsjahren bis in die Wirtschaftswunderzeit nur in sehr wenigen Städten gab - dem Buszug (Dieselbetrieb). Über einen Eintrag bei Wikipedia können Sie erfahren, warum die Buszüge per Gesetz verboten wurden. Bei der HCR durften die Buszüge per Sondererlaubnis der Bezirksregierung Arnsberg noch bis zum 31.07.1964 betrieben werden, mehr als 4 Jahre Verlängerung hatte man eingräumt.
Die Zugfahrzeuge wurden von Krauss-Maffei produziert. Als Fahrzeug kam der Krauss-Maffei Omnibus (KMO) 160 zum Einsatz. Die HCR erhielt 1953/54 insgesamt 4 Anhänger.
KMO 160 und Anhänger
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 160 (1952) | 1954 mit Anhängerkupplung nachgerüstet |
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 160 (1953) | Wagen 158 und 159, später Kennzeichen HER-C 158 und 159 |
HER-C 160 und 161 | Krauss-Maffei (München) | KMO 160 (1956) | Wagennummer 160 und 161 |
Anhängerkennzeichen unbekannt | DÜWAG (Düsseldorf-Uerdinger Waggonfabrik AG) | Modellbezeichnung unbekannt (1953/54) | Die Anhänger wurden mit den Betriebsnummern 20 - 23 geführt |
Der KMO 160 wurde mit einem luftgekühlten Deutz-Motor und 160 PS, wie auch schon die Modellbezeichnung verrät, gebaut. Der Achtzylinder vom Typ F8 L 614 kam auch in der Linienversion zum Einsatz. 43 Sitz- und 48 Stehplätze standen den Fahrgästen zur Verfügung. Über die Anhänger ist wenig bekannt. Jahrelange Recherchen haben ergeben, dass die Anhänger von der Uerdinger Waggonfabrik hergestellt wurden.
KMS 125
HER-K 865 bis 877 | Krauss-Maffei (München) | KMS 125 | Wagennummern 65 - 77 |
Der KMS, eine Gemeinschaftsproduktion von Krauss-Maffei und MAN, wurde erst 1957 der Öffentlichkeit vorgeführt und in Serie gebaut. Der Name gab auch schon den Hinweis auf die Motorisierung - ein Deutz mit 125 PS. Der Bus wurde ohne Seitenkasten für Zielschilder gebaut und ausgeliefert.
Abseits der Linie
KMO 131 Reisebus
BR 41-8197 | Krauss-Maffei (München) | KMO 131 (1950) | Fahrzeug in Reisebus-Ausführung, also ohne Zielanzeigen. |
Völlig überraschend finde ich Papierbelege zu dem obigen Reisebus. In keinen offiziellen Unterlagen wird dieser - im Jahr 1950 fabrikneu bestellt und geliefert - erwähnt. Es gibt sogar ein schwarz-weiß Bild in noch einigermaßen akzeptablen Zustand. Bekannt ist darüber hinaus nur noch, dass der Bus auch für den Werksverkehr eingesetzt wurde. Erster Einsatz war im Juni 1950, im Februar 1951 noch im Bestand. Danach gibt es keine weiteren Hinweise mehr. Der Reisebus muss aber 1952 schon ausgemustert gewesen sein, da dann das folgende Fahrzeug kam.
KMO 160 Reisebus
Kennzeichen unbekannt | Krauss-Maffei (München) | KMO 160 (1952) | Fahrzeug in Reisebus-Ausführung mit 47 festen Sitzplätzen und 11 klappbaren. |
Kennzeichen unbekannt | Hersteller unbekannt | Beschaffungsjahr 1952 Erstzulassung unbekannt | Gepäckanhänger |
Die Ära des Reisebusses (1952) war kurz. Ein genaues Ausmusterungsdatum ist leider nicht mehr bekannt, das Fahrzeug war nur mehrere Monate im Einsatz. Mangels Wirtschaftlichkeit wurde der Betrieb aufgegeben. Hinweise auf den Hersteller des Gepäckanhängers gibt es nicht mehr. Es wird mehr als ein Vierteljahrhundert dauern, ehe wieder ein "Reisewagen" in den Fuhrpark kommt.